Christian Angerer

„Lager zu Mauthausen“

Ein Konzentrationslager in der nationalsozialistischen Öffentlichkeit

 23.50

Die Konzentrationslager waren im Nationalsozialismus seit 1933 allgemein bekannte Einrichtungen. Während in der Nachbarschaft der Lager das Geschehen oft detailliert beobachtet wurde, blieb man aus der Distanz vor allem auf gelegentliche Zeitungsberichte oder auf Gerüchte angewiesen. Für viele Menschen galten die Konzentrationslager als selbstverständlicher, akzeptierter und im Lauf der Jahre immer weniger beachteter Bestandteil des NS-Staates.
Anhand des KZ-Systems Mauthausen-Gusen (1938–1945) rekonstruiert diese Studie, wie NS-Propaganda und langfristig gewachsene Einstellungen in der Bevölkerung zusammenwirkten, um die Lager an den Rand der öffentlichen Wahrnehmung zu rücken. Dabei wird ein interdisziplinärerer Zugang verfolgt, der geschichtswissenschaftliche, diskursanalytische, publizistische, kunstgeschichtliche und literaturwissenschaftliche Ansätze verbindet.
Die Rede vom KZ für „Berufsverbrecher“ in der Presse, die Darstellung des KZ und insbesondere von KZ-Steinbrüchen als produktive „Industrielandschaft“ in der Kunst und die von der NS-Heimatdichtung geschürte Aggression gegen innere oder äußere „Feinde“ trugen dazu bei, dass die „deutsche Volksgemeinschaft“ sich selbst feiern konnte, während die „Gemeinschaftsfremden“ in den Konzentrationslagern abseits öffentlicher Aufmerksamkeit systematisch vernichtet wurden.
Christian Angerer ist Germanist und Historiker, Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte Mauthausen und bei ERINNERN:AT.