Georges Didi-Huberman

Aus dem Dunkel heraus.

Brief an László Nemes

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László Nemes Spielfilm Son of Saul spaltete die Kritik unmittelbar nach seiner Premiere in zwei Lager: Während das eine – vornehmlich in Westeuropa – ihn euphorisch bejubelte, näherte sich das andere – deutschsprachige – dem Werk sehr kritisch bis ablehnend. Der ungarische Jungregisseur hatte sich auf ein Wagnis eingelassen, das bisher als Tabu galt: dem Auschwitzer Sonderkommando filmisch bis an die Türen der Gaskammer und weiter zu folgen, den Massenmord darzustellen. Zwei französische Doyens der visuellen Repräsentation der Shoah zeigten sich bei aller Kritik dennoch begeistert: Claude Lanzmann, der Vater des Bilderverbots, nannte Nemes beim Filmfestival von Cannes „seinen Sohn“, sein Widersacher im Bilderstreit, der Kunsthistoriker Georges Didi-Huberman schrieb Nemes einen bewundernden Brief, der nun hier in deutscher Übersetzung vorliegt: „Ihr Film Son of Saul ist ein Monstrum. Ein Monstrum, das notwendig, kohärent, heilbringend und unschuldig ist.“

Georges Didi-Huberman, Paris, ist Kunsthistoriker und Philosoph. In seiner berühmten Studie Bilder trotz allem setzte er sich mit der Wirkung jener vier Aufnahmen auseinander, die Häftlinge mit einer nach Auschwitz geschmuggelten Kamera im August 1944 von einem Leichenverbrennungsgraben anfertigen konnten. Obwohl diese Bilder über den polnischen Widerstand nach außen gelangten, konnten sie die westliche Öffentlichkeit nicht aufrütteln.

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